Die Skulpturen des Antonio Canova

Antonio Canova wurde am 1. November 1757 im italienischen Possagno geboren und gilt als Stern der bedeutendsten Bildhauer des Neoklassizismus. Wie selten ein anderer, galt er schon zu seinen Lebzeiten, als „Größtes Genie der Bildhauerkunst“ seit Michelangelo. Er fertigte eine Vielzahl an Skulpturen.

Antonio Canova

Palazzo Braschi - Canova autoritratto 1799 1020732

Im Alter von knapp 4 Jahren verstarb sein Vater im Jahre 1761. Nur ein Jahr später heiratete seine Mutter wieder. Im Jahr 1762 gab man den kleinen Antonio Canova in die Obhut seines Großvaters väterlicherseits. Der Großvater Pasino Canova war ein Steinmetz und Besitzer eines Steinbruchs. Als Bildhauer fertigte, der auf spätbarocken Stil spezialisierte Großvater hauptsächlich Altäre mit Statuen und Reliefs. Er führte seinen Enkel in die Geschicke der dreidimensionalen Steinbearbeitung ein. Schnell zeigte er seine Talente in der kunstvollen Bearbeitung von Naturstein. Tatsächlich war es so, dass Antonio Canova schon im zarten Alter von 9 Jahren zwei kleine Schreine aus Carrara-Marmor ausführte, die heute noch erhalten sind. Mit 15 Jahren erschuf er Skulpturen für die italienische Aristokratie. Gleichsam wie Wolfgang Amadeus Mozart in der Musik, war Antonio Canova ein „Wunderkind der Bildhauerei“.
Nach seiner Lehre (1770-1772) bei Giuseppe Bernardi, der auch als „Torretto“ bekannt war, gelang Canova ein schneller Aufstieg. Mehrere Werke seines Schaffens erreichten in den folgenden Jahren einen hohen Bekanntheitsgrad. Im Jahre 1789 eröffnete er sein eigenes Atelier in der Calle Del Traghetto in San Maurizio. Um 1800 war Canova der berühmteste Künstler Europas, der Gönner aus den verschiedensten Ländern hatte. Zu seinen Hauptförderern gehörten Napoleon und seine Familie, die mehrere Werke bei Canova beauftragten.

Werke

Antonio Canova hinterließ eine große Anzahl von selbst erschaffenen Werken. Seine darstellende Kunst wurde vom Barock und der klassischen Wiederbelebung der antiken Meister inspiriert. Canova vermied aber die Melodramatik der ersten Künstler und die kalte Künstlichkeit der letzteren seiner Epoche. Der Tanz und die Bewegung waren sehr früh Canovas Ideal von feministischer Grazie und er vergötterte das Ballett. Seine Tätigkeit im Bereich der Bildhauerei schuf anmutige Marmorskulpturen mit fließenden Formen.

Theseus und der Minotaurus

Im Dezember 1880 reiste Canova nach Rom, wo er in den folgenden Jahren die Werke des Michelangelo studierte und zeichnete. Der venezianische Botschafter in Rom, Girolamo Zulian, beauftragte Canova zu dieser Zeit den Theseus und den Minotaurus zu formen. Die Skulptur zeigt einen sieghaften Theseus, auf dem geschlagenen leblosen Körper eines Minotaurus. Nach Fertigstellung des Werkes glaubten die ersten Zuschauer, es handele sich um die Kopie eines griechischen Originals. Erst später stellten sie schockiert fest, dass es sich um ein zeitgenössisches Werk handelte. Die berühmte Statue befindet sich heute in der Sammlung des „Victoria und Albert Museum“ (oft abgekürzt als V&A) in London. Es ist das weltweit größte Museum für dekorative Kunst.

Orpheus und Eurydike

Der Senator Giovanni Falier beauftragte Canova, die Statuen von Orpheus und Eurydike für den Garten in seiner Villa Fallier in Asolo zu produzieren. Die Skulpturen wurden 1775 begonnen und wurden innerhalb von zwei Jahren fertiggestellt. Diese offenbaren den späten Rokokostil. Die beiden Werke fanden im Jahr der Fertigstellung 1777 zuerst ihren Platz auf der Piazza San Marco, anlässlich zum Fest der Christi Himmelfahrt. Durch die Skulpturen Orpheus und Eurydike gewann Canova ersten Ruhm in der venezianischen Elite.

Canovas „Hebe“

Canovas Begeisterung für den Tanz und die damit gleichsam verbundenen schwerelosen femininen Körper zeigten sich bereits in der entstandenen „Hebe“ (Göttin der Jugend) von 1796. Der „Hebe“ folgten später noch andere Marmorfiguren, die leichtfüßig tanzend von Canova dargestellt wurden. Die „Hebe“ Canovas hinterließ schon nach kurzer Zeit einen gewaltigen Eindruck. Nur knappe Zeit später entstanden Statuen von vielen anderen Künstlern, die Ihre Inspiration aus der „Hebe“ nahmen. Gleichfalls entstanden ergreifende Gedichte, die heute noch von der Ehrfurcht gegenüber Canovas Meisterwerk zeugen.

Canovas „Grabdenkmal für Erzherzogin Marie Christine von Sachsen-Teschen“

Antonio Canova Cenotaph of Archduchess Maria Christina Augustinerkirche (Wien) panoramic sculpture Austria 2014 photo Paolo Villa August FOTO8412 - FOTO8425auto

Bei dem Grabdenkmal für die Erzherzogin Marie Christine von Sachsen-Teschen handelt es sich um eines der faszinierendsten Grabdenkmäler des Klassizismus. Antonio Canova war im Sommer 1798 nach Wien gereist. Der Kunstsammler und Begründer der Albertine, Herzog Albert von Sachsen-Teschen (* 11. Juli 1738 in Moritzburg bei Dresden; † 10. Februar 1822 in Wien), konnte Antonio Canova für die Ausgestaltung des Grabmals seiner kürzlich verstorbenen Frau gewinnen. Der fesche sächsische Herzog Albert, der mit der Herzogin Marie Christine einer der damals wenigen Liebeshochzeiten hatte, verbannt zeitlebens eine innige und leidenschaftliche Liebe. Für Herzog Albert war daher der namhafte Bildhauer Canova die 1. Wahl. Für Canova selbst war es die erste große Arbeit außerhalb Italiens.
Die Arbeiten für das Grabmal begannen nach einigen Vorentwürfen im Jahre 1800. Antonio Canova wurde vertraglich verpflichtet keine weiteren Aufträge, bis zur Fertigstellung anzunehmen. Der Herzog hätte gern gesehen, dass Canova das komplette Mausoleum in Wien fertigt, aber Canova bestand darauf, die Skulpturen in Venedig zu erschaffen. Alle Teile wurden 1805 nach Wien transportiert und an dem dafür vorgesehenen Ort aufgebaut. Anfang Oktober 1805 wurden die Arbeiten am Grabdenkmal abgeschlossen.

Canovas Tänzerinnen

Die drei etwa lebensgroßen Tänzerinnen, die Antonio Canova vermutlich zwischen 1808 und 1812 erschuf, spiegeln seine epochale Führungsrolle als Hauptvertreter des Neoklassizismus in ganz Europa wieder. Diese Skulpturen zeugen von Canovas intensiver Auseinandersetzung mit dem Tanz.

Tänzerin mit den Armen in den Hüften

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Die Statue der „Tänzerin mit den Armen in den Hüften“ gestaltete er für Napoleons erst Frau, Joséphine de Beauharnais. Die Skulptur gelangte aber schon 1815, durch die wirren der napoleonischen Kriege, in die St. Petersburger Eremitage.

Tänzerin mit Zimbeln

Canova Tänzerin

Die „Tänzerin mit Zimbeln“ wurde vom russischen Botschafter in Wien, dem Grafen Andreas K. Razumovsky, bei Canova beauftragt. Der Botschafter war einer der einflussreichsten Männer im damaligen Wien. Er kannte die Komponisten Haydn und Mozart persönlich und war ein Freund und enthusiastischer Förderer Beethovens. Im Jahre 1981 wurde die Marmorfigur „Tänzerin mit Zimpeln“ vom Berliner Bode-Museum für 4.500.000,-DM angekauft und kann dort noch immer besichtigt werden.

Tänzerin mit dem Finger am Kinn

Antonio Canova, Dancer with Finger on Chin, model 1809-1814, carved 1819-1823, NGA 127590

Die Skulptur der „Tänzerin mit dem Finger am Kinn“ gilt als verschollen. Zu Ausstellungen, wie im Berliner Bode-Museum im Jahr 2016, wurde daher ein Gipsabdruck der Figur zu den vorhandenen originalen Tänzerinnen Canovas gestellt.

Die drei Grazien

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Die neoklassizistische Skulpturengruppe „Die drei Grazien“ gehört zu den großartigsten Arbeiten Antonio Canovas. Die Göttinnen, die sich liebreizend in olympischen Gefilden umarmen, wurden auch schon von anderen Meistern dargestellt. Jedoch spürt man bei Canova wieder die herrlich fließende Leichtigkeit, die seinen Stil einzigartig widerspiegeln. Im Jahre 1994 kam es zu einem angloamerikanischen Kleinkrieg. Das Getty-Museum im kalifornischen Malibu bot damals annähernd 10 Millionen Euro für Canovas „Drei Grazien“. Das britische Kultusministerium verweigerte aber die Genehmigung zur Ausfuhr der Skulpturen. Nur der erbitterten Intervention der britischen Behörden und letztendlich auch dem finanziellen Beistand der Kunstsammler J. Paul Getty II., der sich an seinem Vater, dem Stifter des Museums, scheinbar noch nach dem Ableben rächen wollte und dem Schweizer Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza, ist es zu verdanken, dass Canovas Kunstwerk dem britischen Königreich erhalten blieb.


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